Christa Schwinner, die zugleich Landwirtin und diplomierte Krankenpflegerin ist, bekam 2017 die Idee für dieses Projekt, das sie schließlich „Sonnenplatzerl“ nannte. „Wir haben sehr gute Wohnformen, ob es die Mobility Pflege oder die 24h-Betreuung ist, aber was mir fehlt ist eigentlich etwas dazwischen“, sagt die Pflegerin. Vor der Übernahme des Bauernhofes arbeitete sie als Krankenpflegerin in Hollabrunn. Was in größeren Einrichtungen immer zu kurz käme, sei die gemeinsam verbrachte Zeit. Die Folge: Immer mehr Seniorinnen und Senioren fühlten sich einsam. „Ich möchte den älteren Menschen die Möglichkeit geben, alt zu werden in einem kleinen sozialen Umfeld, wo sie selbstbestimmt den Alltag leben können, und auch Sachen so machen können, wie sie es früher gemacht haben“, sagte Schwinner gegenüber noe.ORF.at.
Das Tageszentrum innerhalb der Senioren-Wohngemeinschaft hat mit 4. Dezember 2023 seinen Betrieb aufgenommen. Familie Schwinner kümmert sich um die Seniorinnen und Senioren.
Eine Bewohnerin der Senioren -WG am Bauernhof erzählt davon, dass sie die Pflanzen aus ihrem alten Garten in die Hochbeete am Bauernhof übersiedeln durfte. Anderen Bewohnerinnen ist es auch wichtig, dass durch die zentrale Lage in der Gemeinde ein Kirchenbesuch nur einige Schritte entfernt ist.
Menschen im Pensionsalter werden mehr. In den nächsten Jahren wird die Zahl der Menschen im pensionsfähigen Alter – also jener über 65 – stark steigen. Die Altersbetreuung muss deswegen neu ausgerichtet werden. „Vor 40 Jahren hat man sich mit 60 für ein Altersheim angemeldet, das ist heute anders. Die Menschen werden ja auch viel älter und bleiben länger gesund“, sagt Hannes Heissl vom Wiener Institut für Gesellschaftlichen Wandel.
Aktuelle Zahlen der Statistik Austria zeigen: Der Anteil an Niederösterreicherinnen und Niederösterreichern, die über 65 sind, könnte 2040 bereits 28,8 Prozent der gesamten Bevölkerung des Bundeslandes ausmachen.
Senioren-WG am Bauernhof. Bedingt durch die Alterung der Gesellschaft, steigt der Bedarf an Pflegeplätzen. Viele Seniorinnen und Senioren wünschen sich, das Alter im Umfeld ihrer Familie verbringen zu können. In Roggendorf will ein Projekt zeigen, dass beides möglich ist.
Chance für Bauernhöfe und Pflegebereich. Neben dem sozialen Aspekt will der Bauernhof auch eine internationale Green-Care-Zertifizierung bekommen. Es sei nicht nur ein Qualitätsnachweis, sondern auch eine Möglichkeit für Landwirtinnen und Landwirte ein zusätzliches Einkommen zu generieren, erzählte Günther Mayerl von Green Care Österreich, einem Kompetenznetzwerk für die Entwicklung von innovativen Green-Care-Dienstleistungen auf bäuerlichen Familienbetrieben.
Gleichzeitig stehe der Gesundheits- und Pflegebereich schon länger vor vielen Problemen. Jeder vierte der Beschäftigten in diesem Bereich in Niederösterreich denkt zumindest einmal pro Woche daran, den Job zu wechseln, ergab eine Umfrage der Arbeiterkammer Niederösterreich. Was für die Seniorinnen und Senioren eine angenehmere Umgebung ist, hat auch Potential für bessere Arbeitsbedingungen.
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