Der Großteil der Arbeit von Alfred Kamleitner findet unbemerkt hinter der Bühne statt: Wie klärt man Aufführungsrechte von Musikstücken? Was muss bei der Organisation eines Faschingsumzugs beachtet werden? Wer haftet bei Unfällen? „Ich bin dafür bekannt, dass ich 24 Stunden am Tag, naja, sagen wir 20 Stunden, telefonisch erreichbar bin, um bei Problemen zu helfen. Das macht mir Freude“, sagt Alfred Kamleitner, der 1993 zum Präsident der niederösterreichischen Faschingsgilden gewählt wurde.Ein Höhepunkt jedes Jahr: Das Landesnarrenwecken am elften November. Dabei treffen sich alle Gilden in der Landesnarrenhauptstadt und küren das Landesprinzenpaar, das bis zum Faschingsdienstag regiert. Heuer ist Laa an der Thaya (Bezirk Mistelbach) die Hauptstadt der Narren. „Bianca, die Erste, Edle von der Pflege“ und „Herbert, der Zweite, Ritter der Ziegelsteinverbindungstechnik“ sind die närrischen Regenten – mehr dazu in Landesnarrenhauptstadt Laa an der Thaya (noe.ORF.at; 11.11.2023).
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Um die 300 Orden besitzt Alfred KamleitnerBei der Narrensitzung seiner Heimatgilde, den Wiener Neustädter Eulen, steht Alfred Kamleitner selbst als Schauspieler auf der Bühne: „Wir brauchen den Fasching, um uns abreagieren zu können. Die Zeiten scheinen katastrophal zu sein, eine Krise folgt der nächsten. Da ist es wichtig, einmal richtig laut lachen zu können“, erklärt der Gildenpräsident.Schon im Mittelalter waren die närrischen Tage jene Tage, an denen man den Herrschern einen Spiegel vorhalten und ungestraft seine Meinung sagen durfte. Schon damals parodierten die Faschingsgilden die Armeen, indem sie in bunten Fantasieuniformen marschierten und schräge Märsche bliesen. Die Faschingsprinzen, Präsidentinnen, Kanzler und Königinnen verleihen sich gegenseitig absurd viele Orden. Meist reicht das pünktliche Erscheinen bei einer Faschingssitzung, um wieder einen Orden zu bekommen.„Ich habe mindestens 250, wahrscheinlich sogar 300 Orden“, berichtet Alfred Kamleitner, „die größten und schwersten sind die Orden der Närrischen Europäischen Gemeinschaft. Das ist ein Zusammenschluss von Narren aus ganz Europa.“ Jede Faschingsgilde hat einen eigenen Orden, auf dem meistens das Maskottchen der Gilde zu sehen ist: In Berndorf (Bezirk Baden) ist das ein Bär, in Felixdorf (Bezirk Wr. Neustadt) eine Katze, in Wiener Neustadt eine Eule.Auch heuer werden wieder einige Orden dazukommen, denn als Präsident beehrt Alfred Kamleitner fast alle Narrensitzungen in Niederösterreich: „Manchmal besuche ich sogar zwei oder drei am Tag. Aber ich habe immer nach Hause gefunden.“ Erst am Aschermittwoch wird die Narrenkappe wieder abgesetzt. Dann verwandelt sich der hochdekorierte Präsident zurück in den ganz normalen Alfred, der den Faschingsgilden auch außerhalb der Saison mit Rat und Tat zur Seite steht.
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