Beispiel 1: Das Sonnenfeld in Bruck an der Leitha. Auf fünfeinhalb Hektar wurden vor einem Jahr Reihen von Photovoltaik-Paneelen in mehr als drei Metern Höhe angebracht, die sich nach der Sonne ausrichten. Die Reihen wurden versuchsweise in Abständen von sechs, neun und zwölf Metern auf Stelzen in den Boden gebohrt. Damit sollte einerseits die Auswirkung der Schattenbildung und andererseits die Befahrbarkeit mit landwirtschaftlichen Geräten getestet werden.
Durch die Höhe der Paneele ist eine Doppelnutzung möglich, 80 Prozent der Ackerfläche bleiben bewirtschaftbar, zwei Prozent werden für die Paneelstützen verbraucht, der Rest sind Biodiversitätsflächen.„Wie ein Baum“: Nutzung auf verschiedenen EbenenGestartet wurde das Projekt vom Energiepark Bruck an der Leitha zusammen mit EWS Consulting auf Böden des Gutes Harrach. Nach der ersten Ernte zieht Michael Hannesschläger, Geschäftsführer des Energieparks Bruck, eine positive Bilanz: „Es hat funktioniert, soviel ist sicher. Die Erträge von Landwirtschaft und Energie zusammengerechnet kommen wir auf 140 bis 170 Prozent eines Normalertrages. Es ist wie ein Baum: Ich nutze den Boden auf verschiedenen Ebenen, und deswegen ist es auch sehr effizient. Und genau darum geht es in Zukunft.“
80 Prozent der Ackerflächen können weiter bewirtschaftet werdenFünf Biobauern bewirtschafteten die Flächen mit unterschiedlichen Kulturen, einer von ihnen ist Roland Wittner aus Ebergassing (Bezirk Bruck an der Leitha) mit Blaumohn. Auch er zeigt sich zufrieden: „Die Schattenbildung ist ein Thema, darauf reagieren einige Kulturen nicht so gut, der Mais zum Beispiel, auch die Sonnenblume ist nicht ideal. Aber Kartoffeln, Mohn, Weizen oder auch Soja haben sehr gut funktioniert. Die Bearbeitung mit den Geräten bis hin zum Mähdrescher war ebenfalls erfolgreich.“
Weitere Flächen geplantIn Bruck sollen demnächst zwei weitere derartige Flächen entstehen, EWS Consulting hat aber auch schon in anderen Bundesländern Pläne für solche Sonnenfelder, beschreibt Sprecherin Verena Bernardi, man wolle etwa in der Steiermark auch den Kürbis ausprobieren.Ein Teil der Fläche des Sonnenfeldes in Bruck wird von der Universität für Bodenkultur bewirtschaftet, die im ersten Jahr Hirse anbaute und mit Sensoren die Schattenbildung zwischen den Photovoltaik-Reihen mit unterschiedlichen Abständen misst.
Nicht alle Kulturen gedeihen gut im Schatten. Kartoffeln, Mohn, Weizen und Soja haben in Bruck an der Leitha gut funktioniert.Photovoltaik auf BrachflächenEbenfalls von der BOKU begleitet wird ein zweites Versuchsgelände für Agri-PV in Pöchlarn. Dort hat die Raiffeisen Ware Austria (RWA) ein ebenso großes Feld mit aber völlig anderen Kulturen und einem anderen Zugang, das „Öko Solar Biotop“. Auf mehr als vier Hektar stehen niedrige Photovoltaik-Paneele, die den Boden abdecken. Der Strom, der daraus gewonnen wird, versorgt das benachbarte Garant-Tierfuttermittelwerk.
Wertvoller Boden sei allerdings nicht verbaut worden, sagt Oliver Eisenhöld, Bereichsleiter Energie der RWA: „Wir sind klar dagegen, gute Böden mit Photovoltaik zu verbauen. Das hier sind Wiesen, die wir als Diversitätsflächen nützen, im Sommer weiden hier Schafe. Das wäre die ideale Form für Brachflächen, wie sie auch von der EU vorgeschrieben werden.“ Gesucht werden dafür die idealen Grasarten, das Projekt wird von der BOKU wissenschaftlich untersucht.
Wetterschutz: Apfelplantage trug unter PV-Dach besserAber das ist noch nicht alles: Eine Apfelplantage wurde mit Photovoltaik überdacht, daneben eine gleich große, nicht überdachte Plantage angelegt. Im zweiten Jahr mit der ersten Ernte stellte sich heraus, dass die überdachte Plantage bessere Erträge geliefert habe als die herkömmliche, sagt Oliver Eisenhöld: „Das kommt einerseits von der Beschattung durch die spezielle Form der semitransparenten Module, andererseits schützen diese auch vor Starkregen-Ereignissen oder Hagel.“
Schon bald soll in Wieselburg (Bezirk Scheibbs) eine ähnliche Anlage für Heidelbeeren entstehen. Und ein dritter Teil widmet sich der „Wanderfrucht“ mit drehbaren Paneelen, wo die Verwendung von Traktoren und Mähdreschern getestet wird. Projektpartner ist hier das Francisco Josephinum in Wieselburg. Die ersten Ergebnisse auf diesen beiden so unterschiedlichen Versuchsanlagen nähren die Hoffnung, dass diese Form der Doppelnutzung für Energie und Landwirtschaft ein Mosaikstein für die Energiewende sein könnte.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar