Herbert Nutz und sein Gespür für Schnee

Die hydrografische Station des Landes beim Speichersee der Annaberger Lifte muss jeden Tag am Morgen bedient werden, egal ob bei strahlendem Sonnenschein oder bei Wind und Wetter. Bei unserem Treffen mit Herbert Nutz herrscht dichter Schneefall, der vom Wind getrieben wird – ein Wetter zum Verkriechen, am besten hinter dem eingeheizten Ofen. Aber für Nutz ist es selbstverständlich, hierher zu kommen, Temperatur und Niederschlag abzulesen und die Schneetonne auszuleeren. Letztere nimmt er mit in einen warmen Raum, wartet, bis der Schnee geschmolzen ist und zeichnet auf, wieviel Wasser darin war. All das wird in Listen eingeschrieben, die später in den Computer übertragen werden.

Zwei Stunden Arbeit täglich, belohnt mit einem Unkostenbeitrag des Landes. Aber es sei in den fast dreißig Jahren, in denen er dieser Tätigkeit nachgeht, schon einfacher geworden, sagt Herbert Nutz: „Früher war ich dreimal am Tag hier. Jetzt ist es nur noch einmal am Tag, weil viel automatisiert wurde. Aber immer wieder spinnt irgendetwas, da fällt vielleicht das Modem aus und überträgt nichts, dann hilft immer noch die gute alte händische Aufzeichnung.“

Der Winter ist für Herbert Nutz in dieser Hinsicht die intensivste Zeit des Jahres, denn zum Messstellen-Ablesen kommt auch noch der Lawinenwarndienst für GeoSphere Austria. Dieser hat am Hennesteck, ganz oben im Skigebiet, eine Station – die Nutz aber nicht täglich besucht, sondern nur die Lawinensituation abschätzt. Denn er hat ein Gespür für Schnee, das er seit Jugendtagen geschult hat.

In Niederösterreich gibt es mehr als 900 hydrografische Messstellen, mit denen Wetterdaten gemessen werden. Viele sind vollautomatisiert doch 500 werden von Privatpersonen betreut. Zu ihnen zählt seit fast dreißig Jahren der Annaberger Herbert Nutz, ein Spezialist für Schnee.

25 Jahre lang war der Pensionist Herbert Nutz Betriebsleiter der Annaberger Lifte: „Nach vierzig, fünfzig Jahren weißt du schon, wie der Schnee funktioniert. Das ist Erfahrungssache. Ich wollte ja vor zwei Jahren aufhören, aber sie haben mich dann doch überredet, weiterzumachen. Und ich mache es ja auch gern, also mach ich weiter, so lange ich kann – beides, bei der Lawinenkommission und auch mit der Wetterstation.“

Schnee nicht weniger, aber später

Seine Einschätzung der Entwicklung der Niederschläge mutet überraschend an, wenn man die Entwicklungen durch den Klimawandel kennt. Wohl steigt die Schneefallgrenze immer weiter nach oben, aber in Annaberg, auf 1.000 Meter Seehöhe, habe sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht so viel geändert.Die Schneehöhen übers Jahr gerechnet seien wohl unterschiedlich von Jahr zu Jahr, von viereinhalb bis zu acht Metern. Aber dass es generell und kontinuierlich immer weniger schneie, könne Herbert Nutz nicht bestätigen.

ORF

Auf wenn vieles schon automatisiert ist – ganz ohne händische Aufzeichnungen geht es nicht.

„Der Winter verschiebt sich“

Allerdings: „Der Winter verschiebt sich. Hat er früher im Dezember begonnen und bis in den März gedauert, so kommt jetzt erst im Jänner der Schnee und bleibt oft auch länger. Der Klimawandel ist unbestreitbar, aber so krasse Auswirkungen, wie manche meinen, hat er nicht, zumindest, was die Schneemengen betrifft.“

Auch vor Jahrzehnten habe es Winter gegeben, in denen man nicht Skifahren konnte, weil der Schnee ausblieb und es damals noch keine Schneekanonen gab, „das hat es immer schon gegeben, dieses Auf und Ab.“ Und wenn Frau Holle streikt, dann gibt es ja auch die angesprochenen technischen Hilfsmittel, um beim Schneefall mechanisch nachzuhelfen.

Gernot Jahn
Über Gernot Jahn 378 Artikel
Ich bin Jahn Gernot, ein Reise- und Abenteuerliebhaber. Ich liebe es, verschiedene Kulturen und Länder auf der ganzen Welt zu entdecken. Außerdem bin ich ein Tierliebhaber, der gerne Zeit damit verbringt, sie zu beobachten und zu beschützen. Ich verbringe viel Zeit damit, neue Dinge zu lernen und teile mein Wissen gerne mit meinen Mitmenschen.

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